人工艺术治疗
Ausstellungstitel: Kunst lich Heilen
In Deutschland habe ich bisher nur zwei Fabriken besucht – Porsche Leipzig und die Baumwollspinnerei Leipzig. Zwischen beiden gibt es sehr große Unterschiede, was mich sehr betroffen gemacht hat. Die Spinnerei war offensichtlich schon aufgegeben worden, wird aber jetzt wieder von verschiedenen Künstlern genutzt. Die Kunst und die Künstler sind wie Mikroorganismen, die einen Leichnam zersetzen – sie verwerten die Ruinen der Industrie. Solche Zustände machen mich immer unweigerlich etwas besorgt und nachdenklich und erinnern mich an die Textilfabriken, die in China in den letzten 20 Jahren
zu Tausenden neu errichtet wurden und sich dabei an den Gegebenheiten des westlichen Marktes orientieren. Wie sind die Aussichten von Industrie und Wirtschaft? Wird nach 100 Jahren die Porschefabrik ebenfalls von Künstlern besetzt sein?
Sind es die Mechanismen der westlichen Industrie wert, eins zu eins übernommen zu werden? Ist das eine Art Ironie? Ich weiß es nicht. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie viele Arbeiter vor einigen Jahrzehnten noch in diesen Hallen beschäftigt waren. Ist das die wirtschaftliche Rezession oder ist es ein unvermeidliches Ergebnis ständiger Entwicklung? Auch das weiß ich nicht. Diese Sorge führt mich zu einigen etwas unrealistischen Fantasien. Ob man solche Zustände bewahren könnte und gleichzeitig die Vorlagen für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft verbessern? Deshalb habe ich dieses Kunstwerk geschaffen: Kunst lich Heilen Die Ausstellung ist in drei Teile aufgeteilt.
Die Ausstellung führt die traditionelle, chinesische Kunst der Akupunktur und den Opferbrauch des Verbrennens von Papiergeld, der in den Städten heute schon sehr selten geworden ist, zusammen. Durch 烧 (‚Verbrennen’) und 刺 (‚Stechen’) soll die Behandlung durch Akupunktur symbolisiert werden und durch die Handlung des ‚Verbrennens’ werden das ‚Opfern’ und das ‚Behandeln’ zu einer Einheit zusammengeführt. Die ‚Meridiane’ der Akupunktur sind die Bahnen, denen die Nadel folgen muss. In meinem Kunstwerk sind die Meridiane die Linien der bedruckten Geldscheine (dem Kopf von Yanwang, dem König des Totenreichs). Nach dem Verbrennen des Geldes bleiben auf der Oberkante des Bambus verschiedene Gesichter zurück. Da der König Yanwang laut der Legende nur eines hat, nenne ich diese verschiedenen Gesichter ‚Porträts der Arbeiterklasse’. Das gesamte Papiergeld der Ausstellung möchte ich mit den Besuchern gemeinsam verbrennen.
Der Bambus ist das früheste Material für Akupunkturnadeln.
Im zweiten, dunklen Ausstellungsraum befindet sich ein multimediales Objekt. Dazu gehören eine Ultraschallinstallation mit zwei Kanälen und eine, bei der ein chemischer Geruch erzeugt wird, sowie 4 weiße Papierfiguren.
Auf dem einen Kanal läuft eine selbst eingesprochene Rezitation der beiden deutschen Wörter ‚Arbeit’ und ‚Arbeiter’ und auf dem anderen Kanal eine französische Interpretation der Internationale. Diese Geräusche werden per Computerprogramm in Ultraschallwellen umgewandelt und durch eine Art Hundepfeife geblasen, so dass das menschliche Ohr kein Geräusch wahrnehmen kann.
Die Geruchsinstallation verbreitet einen auf chemischem Weg erzeugten Schweißgestank, den ich als ‚Geruch der Arbeiterklasse’ bezeichne. Die 4 weißen Figuren wird man in dem abgedunkelten Raum wahrscheinlich nicht sehen können. Die Objekte in diesem Ausstellungsraum sind meine Weiterentwicklung der traditionellen Opferbräuche und Behandlungsmethoden mit den Mitteln der Medienkunst. (damit soll vermieden werden, dass man sich wie so oft von seinen Augen täuschen lässt bzw. dem Trügerischen der visuellen Kunst vorgebeugt werden) Die Objekte in der dritten Ausstellungshalle könnte man als eine persönliche Erinnerung der Geschichte bezeichnen.
Die mehr als 100 Porträts an der Porträtwand sind von einer im Jahr 2006 in Halle 9 durchgeführten Opferzeremonie übrig geblieben, die Haare in den Ecken der Wand stammen von mir selbst aus den Jahren 2002 – 2008. In der Magie des alten China galten Haare als ein Medium, mit dessen Hilfe die Menschen mit Vergangenheit und Zukunft sowie mit der Unterwelt in Verbindung treten konnten.
Dass ich die Opferzeremonien ausgewählt habe, liegt an meinem Interesse für die alte Kultur der Magie und für Mystik. Erklärung des Titels: Streng genommen ist das Wort ‘Kunst lich’ aus dem Ausstellungstitel ‚ Kunst lich Heilen’ in der deutschen Sprache nicht korrekt. Ich habe das Adjektiv hier nach meinem Verständnis von Sprache bzw. im Sinne der Kunst verändert. Die ‘Behandlung’ ist hier eine Art der Vorgehensweise, bei der Dinge wie Akupunktur oder das Verbrennen von Papiergeld miteinander kombiniert werden. Obwohl es keine wirkliche Behandlung ist, die demzufolge auch nicht die bestehenden Bedingungen verändern kann, so hoffe ich doch, dass sie zumindest mich selbst verändern kann und meine Erfahrungen, Eindrücke, meine Lernen und meine Entdeckungen im Bereich der Kunst erweitern kann.
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Akupunktur (Lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen), auf Hochchinesisch zhēn jiǔ (針 灸) ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Das chinesische Wort
zhēn jiǔ (針灸 ) besteht aus zwei Teilworten, was übersetzt “Brennen und Stechen” bedeutet:
‚Arbeit’ und ‚Arbeiter’ und auf dem anderen Kanal eine französische Interpretation der Internationale. Diese Geräusche werden per Computerprogramm in Ultraschallwellen
umgewandelt und durch eine Art Hundepfeife geblasen, so dass das menschliche Ohr kein Geräusch wahrnehmen kann. Die Geruchsinstallation verbreitet einen auf chemischem Weg erzeugten Schweißgestank, den ich als ‚Geruch der Arbeiterklasse’ bezeichne. Die 4 weißen Figuren wird man in dem abgedunkelten Raum wahrscheinlich nicht sehen können. Die Objekte in diesem Ausstellungsraum sind meine Weiterentwicklung der traditionellen Opferbräuche und Behandlungsmethoden mit den Mitteln der Medienkunst. (damit soll vermieden werden, dass man sich wie so oft von seinen Augen täuschen lässt bzw. dem Trügerischen der visuellen Kunst vorgebeugt werden) Die Objekte in der dritten Ausstellungshalle könnte man als eine persönliche Erinnerung der Geschichte bezeichnen. Die mehr als 100 Porträts an der Porträtwand sind von einer im Jahr 2006 in Halle 9 durchgeführten Opferzeremonie übrig geblieben, die Haare in den Ecken der Wand stammen von mir selbst aus den Jahren 2002 – 2008. In der Magie des alten China galten Haare als ein Medium, mit dessen Hilfe die Menschen mit Vergangenheit und Zukunft sowie mit der Unterwelt in Verbindung treten konnten. Dass ich die Opferzeremonien ausgewählt habe, liegt an meinem Interesse für die alte Kultur der Magie und für Mystik. Erklärung des Titels: Streng genommen ist das Wort ‘Kunst lich’ aus dem Ausstellungstitel ‚ Kunst lich Heilen’ in der deutschen Sprache nicht korrekt. Ich habe das Adjektiv hier nach meinem Verständnis von Sprache bzw. im Sinne der Kunst verändert. Die ‘Behandlung’ ist hier eine Art der Vorgehensweise, bei der Dinge wie Akupunktur oder das Verbrennen von Papiergeld miteinander kombiniert werden. Obwohl es keine wirkliche Behandlung ist, die demzufolge auch nicht die bestehenden Bedingungen verändern kann, so hoffe ich doch, dass sie zumindest mich selbst verändern kann und meine Erfahrungen, Eindrücke, meine Lernen und meine Entdeckungen im Bereich der Kunst erweitern kann.
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Akupunktur (Lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen), auf Hochchinesisch zhēn jiǔ (針灸) ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Das chinesische Wort zhēn jiǔ (針灸 ) besteht aus zwei Teilworten, was übersetzt “Brennen und Stechen” bedeutet:
1.Erwärmen der Punkte (Moxibustion)
2.Einstechen der Nadel in die Akupunkturpunkte (mit Akupunkturnadeln )
Das Papiergeld, das zu Opferzwecken verbrannt wird hat auch noch verschiedene andere Namen: 冥纸 mingzhi (‘dunkles Papier’)、冥钞 mingchao (‘dunkles Geld’) 、冥镪
mingqiang (‘dunkles Geld’)、冥币 mingbi (‘dunkles Geld’)、金纸 jinzhi (‘goldenes Papier’)、银纸 yingzhi (‘silbernes Papier’)、und 阴司纸 yinsizhi Beim traditionellen Papiergeld gibt es zwei Sorten: Eine dient dazu den Göttern zu huldigen und die andere ist für die Verehrung der Ahnengeister bestimmt. Die Verwandten hoffen dem Verstorbenen im Jenseits ein glückliches Leben zu ermöglichen indem sie für ihn das Geld und andere Gaben verbrennen. Bisher war für Opferzwecke das Papiergeld am weitesten verbreitet. Die veränderten Zeiten erkennt man jetzt jedoch am Erscheinen von Kreditkarten und Aktien, die für die Verwendung im Jenseits bestimmt sind. In ihrer Aufmachung und Form sind sie sehr sorgfältig gearbeitet und von ‚echten’ Kreditkarten kaum zu unterscheiden (so kann man z.B. auch Imitate von goldenen Kreditkarten finden oder solche mit dem Symbol von VISA). Auf den ‚Jenseits-Aktien’ sind große Geldbeträge aufgedruckt, die stellvertretend für eine große Menge Papiergeld verbrannt werden können. Manche Leute verbrennen auch Blanko-Aktien, die der Verstorbene dann ganz bequem und nach eigenem Ermessen in seinem jeweiligen Unterweltbezirk einlösen kann. Auf der Rückseite des Papiergeld findet man heute oft ein Foto der jeweiligen Region und der angegebene Geldwert ist sehr hoch – von einigen Zehntausend bis zu mehreren Milliarden Yuan. Es gibt deshalb schon viele Leute, die von der Gefahr einer Hyperinflation im Jenseits sprechen. Die gängigste und den Menschen vertrauteste Variante ist dabei eine Zehntausenddollarnote auf der der amerikanische Senat abgebildet ist und bei der die Nummer jeweils dieselbe ist – JO168168. Das heute verwendete Papiergeld ist in seiner Form angepasst worden und ähnelt jetzt den heutigen Banknoten und die Abbilder von Göttern sind z.B. durch das Bild von Sun Yatsen, wie er auf dem Taiwan-Dollar zu sehen ist ersetzt worden, durch das Bild des Löwen der HSBC-Bank aus Hongkong oder durch das Bild Maos des chinesischen Yuan. Figuren, die heute oft auf dem Papiergeld zu sehen sind z.B. der Jadekaiser, der König der Unterwelt Yawang, verschiedene Buddhafiguren, verschiedene Götterund Geister, die acht Unsterblichen, der Erdgeist u.ä., sogar einige berühmte Persönlichkeiten wie Einstein, Kennedy oder Marylin Monroe sind darunter.
阎王爷: Yama (Todesgott)Yama gilt als der erste Sterbliche der in die himmlische Welt gelangte. Die Ikonographie stellt ihn als reichgeschmückten König dar, meist von grüner Farbe, seltener schwarz.
经络:Meridiane sind in der chinesischen Medizin Kanäle, in denen die Lebensenergie Qi fliesst. Es gibt 12 Hauptmeridiane. Jeder Meridian ist einem Organ bzw. Organsystem zugeordnet.
Auf den Meridianen liegen die Akupunkturpunkte. Verschiedene Meridiantherapien helfen den Patienten beim Gesundbleiben oder -werden. Die bekannteste ist die Akupunktur. Gesundheitheit ist nach den Vorstellungen der TCM u.a. verbunden mit einem freien und ausreichenden Fluss des Qi in den Meridianen. Wenn z.B. zu wenig Qi fließt, kann schädliches Qi in den Kanal eindringen und das zugehörige Organ schädigen.